Zukunftsstrategien für Automobilzulieferer in Zeiten des Wandels
Am 17. Mai 2024 wurde in Villingen-Schwenningen die Strukturstudie 2024 des Netzwerks AuToS SW-BW vorgestellt. Die Studie, die in Kooperation mit dem Institut für Automobilwirtschaft (IfA) erstellt wurde, zeigt auf 125 Seiten umfassend die aktuelle Situation der Automobilindustrie in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg auf. Nach der Lektüre muss allerdings die Frage erlaubt sein, was die Studie konkret zum Umdenken bei den Zulieferern beitragen kann.
Keine Entwarnung: Automobilzulieferer vor großen Herausforderungen
Denn die Studie vermittelt zwar Zuversicht, indem sie zum Schluss kommt, dass die Automobilzulieferindustrie in der Region für die Transformation gut aufgestellt sei. Dies sollte aus unserer Sicht jedoch nicht als Entwarnung verstanden werden, da wir aus eigener Beobachtung einen großen Handlungsbedarf bei den kleinen und mittleren Unternehmen in der Region feststellen konnten.
Was sind die Kernpunkte der Studie?
Die „Strukturstudie 2024” analysiert die Automobilregion Schwarzwald-Baar-Heuberg und gibt Orientierungspunkte und Handlungsempfehlungen für die Transformation der Automobilzulieferer. Die Studie zeigt, dass die deutsche Automobilindustrie weltweit an Bedeutung verliert und eine Transformation unumgänglich ist. Vor dem Hintergrund der fortschreitenden Dekarbonisierung und der zunehmenden Vernetzung der Fahrzeuge unterstreicht die Studie die Dringlichkeit dieser Transformation. Keine Überraschung ist, dass sich der Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland durch das Auslaufen der staatlichen Kaufprämien verlangsamt hat.
Marktentwicklung
Die deutsche Automobilindustrie verliert weltweit an Bedeutung. Im Jahr 2023 werden 4,1 Mio. Pkw produziert, damit fällt Deutschland im globalen Länderranking auf den sechsten Platz zurück. Rund 70 Prozent des Branchenumsatzes werden im Ausland erzielt, was die hohe Exportabhängigkeit unterstreicht.
Doppel‑D: Dekarbonisierung und Digitalisierung
Zwei Haupttrends prägen die Branche: die Dekarbonisierung und die Digitalisierung der Fahrzeuge. Die Abkehr vom Verbrennungsmotor ist politisch gewollt und für den Klimaschutz notwendig.
Die Elektromobilität gewinnt an Bedeutung, allerdings scheint in Deutschland die staatliche Förderung entscheidend für die Marktentwicklung zu sein. Die digitale Vernetzung von Fahrzeugen ist zudem ein wesentlicher Treiber des technologischen Wandels. Fahrerassistenzsysteme und autonomes Fahren erfordern neue Technologien und Softwarelösungen, die neue Geschäftsfelder für Automobilzulieferer eröffnen.
Regionale Bedeutung
Die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist bekannt für ihre Innovationskraft, Qualität und Zuverlässigkeit in der Automobilzulieferindustrie. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) spielen dabei eine entscheidende Rolle und tragen maßgeblich zum Erfolg der Region bei. Viele der KMUs werden in der Studie als diversifiziert und nicht ausschließlich vom Verbrennungsmotor abhängig eingestuft, was ihnen laut Studie Vorteile in der aktuellen Transformation verschafft.
Aus eigener Beobachtung raten wir dazu, die Situation differenzierter zu betrachten. Was für Großunternehmen und größere Mittelständler gelten mag, möchten wir zumindest für kleine und mittlere Unternehmen in Frage stellen. Hier besteht nach wie vor ein enormer Transformationsbedarf.
Notwendigkeit der Transformation akut
Die Studie verdeutlicht nochmals, dass die Transformation der Branche notwendig und nicht mehr aufzuhalten sei. Eine engagierte Herangehensweise, der Abbau von Abhängigkeiten, die Optimierung von Geschäftsprozessen sowie die strategische Neuausrichtung hin zu neuen Produkten, neuen Branchen und neuen Geschäftsmodellen sind entsprechend dringlicher denn je.
Unsere Einschätzung: Der Blick in die Welt fehlt
Aus unserer Sicht fehlt der Studie die Einordnung in den globalen Kontext. Die weltweite Verlagerung der Automobilproduktion trifft die Automobilzulieferindustrie in der Region in doppelter Hinsicht.
Deutsche und europäische Automobilhersteller produzieren zunehmend direkt in den Hauptabsatzmärkten. So gibt es bereits Automobilwerke in China oder den USA und weitere werden dort entstehen. Für die wenigsten kleinen und mittleren Zulieferer ist die Zulieferung in diese Märkte eine ernsthafte Option.
Zudem treten neue Wettbewerber in den Automobilmarkt ein. In China und anderen Regionen der Welt entstehen neue Marken, die nach Europa drängen. Für die mittelständischen Automobilzulieferer der Region ergeben sich daraus nur dann neue Optionen, wenn sie sich bereits in der Vergangenheit global aufgestellt haben. Für die meisten kleinen und mittleren Zulieferunternehmen bedeutet diese Entwicklung sinkende Stückzahlen der Hersteller in Deutschland und Europa, die das bestehende Geschäft zusätzlich belasten.
Ein grundsätzliches Umdenken weg von bestehenden Märkten hin zu neuen Branchen, Produkten und Geschäftsmodellen ist erforderlich. Um diesen Sprung zu schaffen, gilt es, bestehende Prozesse zu optimieren, um mit sinkenden Stückzahlen einen höheren Deckungsbeitrag zu erwirtschaften. Dies ist notwendig, um Gegenwart und Zukunft zu meistern. Das notwendige Mindset sowie eine innovationsfreundliche Unternehmenskultur sind dafür Grundvoraussetzungen.
Never walk alone
Das Steinbeis-Beratungszentrum Transformation begleitet Unternehmen mit langjähriger Praxiserfahrung, Kompetenz und Expertise in allen Fragen der Transformation. Ein langjährig gewachsenes Netzwerk von Experten aus der Automobilbranche ergänzt das Leistungsangebot des Beratungszentrums fallbezogen. Unternehmen können sich darauf verlassen, dass sie in der Zusammenarbeit mit den Experten des Steinbeis-Beratungszentrums Transformation Partner finden, die mit viel Hands-on-Mentalität bei der praktischen Umsetzung der Herausforderungen erfolgreich unterstützen.
Link zur Strukturstudie 2024
Sie wollen sich vorab informieren? Dann nehmen Sie jetzt Kontakt zu uns auf!